ALEXANDER A. GRONAU


GESANGESFEUER






AUSZÜGE AUS DEM GEDICHTBAND "GESANGESFEUER"

VON ALEXANDER A. GRONAU







Licht der Landschaft

Ich stehe auf Felsen, in die der Wind sich gefurcht wie ein scharfer Meißel
Unter mir tälernes Glimmen aus nachtbeschattem Grün
Es vollzieht sich der Tageswechsel

Die kühle Feuchtigkeit liegt wie ein Laken auf meiner Haut
Mein Atem ist noch beschleunigt vom Gehen

Ich reibe die klammen Hände und hebe den Kopf in den Nacken
Ich sehe das Licht der Landschaft durch meine Augen fallen
Ein Funken Morgenröte dringt bis auf den Grund meiner Brust
Wärmend wie Feuer, genährt von Nußholz, gebunden in der Hitze meines Pulses

Es spiegelt sich im Himmel mein betrachtender Blick
Mein Atem liegt wie reif in der Luft
Ich sehe mich klaffen, offen
Mein Herz eine heiße Frucht

Etwas Schlafendes in mir ist erwacht
Es macht meine Existenz zu Fleisch,
drängt aus der eigenen Nacht

Ich stehe hier, den Kopf im Nacken,
sehe das blaß-helle Licht der Landschaft durch meine Augen fallen,
durch meiner Pupillen Schwärze, von talgrüner Iris gesäumt

Bunte Schatten, Gestalten, Bäume mit glühenden Kronen,
heben sich vor dem weltumsäumenden Horizont
aus des nächtens Dunkel,
fallen durch mein Aug‘,
in dem der Himmel sich betrachtend schaut

Etwas Schlafendes in mir ist erwacht,
drängt zum Licht der Landschaft
Ich atme das Leben, schmecke es auf dem Gaumen als frischen Reif
Mein Atem furcht gemeinsam mit dem Wind den Felsengrund

Etwas Schlafendes in mir ist erwacht
Es hebt sich aus mir empor als ein lichter Schatten
wie aus meines Körpers Wärme
Ich stehe auf den Felsenblöcken inmitten des kahlen Windes,
schmecke die Röte im Morgenreif







Deine Tränen werden mich finden

Das Wetter ist ein warmes Rot im Osten
glühend wie dein Haar und der Herbst an den Bäumen

Entlang des Flußes werde ich Dir folgen
als der lichte Schatten meiner Gestalt

Und der Regen wird sanft fallen
ins Gestern und ins Morgen
Deine Tränen werden mich finden

Denn das Wetter ist im Osten ein warmes Rot
wie das Geäst in unserer Brust

Entlang des Flußes werde ich Dir folgen
- stille und beredsam zugleich -
mit dem Licht meiner Gestalt

Der Himmel wird erklart sein im Heute
Deine Tränen und dein Lächeln werden mich finden
Dir zugeneigt







Frühlingserwachen

In Zeiten,
in denen Dein Sein in Dunkles gehüllt ist,
Du im Trüben verloren gehst,
und Deinem Leben keine Richtung weist,
halte es Dir gesondert im Sinn:

Was im Frühlingserwachen so zartgrün sprießt,
ruhte bei Eiseswinter als Keim
im Verborgenen.







Sei ein Feierleben

Im Schattenwurf monumentaler Gebäude stehe ich
Banken, Börsen, ein hektisches Nicht
Ich sehe menschlichen Willen, jede Regung eingebunden in starres Korsett
Kein tastend suchend Schritt
Die Welt, das Freie als das Unbändige geht nur der Seele der Dinge an,
ist mein Gedanke

Sei Leidenschaft, sage ich mir
Bewahre dir dein Feuerleben
Sei dein Betreuer
Sei fieberhaft, geisterhaft

Spanne deine Lebenskraft ins Unbegrenzte
Das ist mein innerer Gesang und Gang
Erwärme - ist selbst die eigene Haut reifüberzogen - alle Existenz
Kein Mantel hält die Kälte ab

Krawattenmenschen gehen unentwegt im Trab
Gleichsam ausstaffiert wie Schaufensterwesen
Ihr Blick matt, die Lippen stumm
wie ihr schales, fremdbestimmtes Sein

Sei fieberhaft, geisterhaft
Sei dein Betreuer
Sei Leidenschaft
Entfache dein Lebensfeuer

Sei siedende Farbe in der Ödnis
Straßen, Asphalt, entleerender Lauf nach dem Aktienwert
Halte Dich erwacht; kenne nur das Unbegrenzte
der Lebenskraft deiner Leidenschaft

Schlage Feuer aus kahlem, blankem Stein
Nähre es am Atem deiner gesprochenen Worte
Sei ein unbeschränktes Sein! Ein Feuerleben in Gedanken-Kraft
Sei ein eigentliches, in Dir zentriertes, universales Wesen
Ein Ideal, ein diametraler Skandal, dein eigen Ritual
Erhitze die Gemüter!

Erschaffe Dir dein eigen Areal
aus dem lodernden Feuerkreis deiner Gedanken-Frucht
Erspüre es als Impuls in Dir, mache es zur selbstgesetzten Norm
Sei ein Feuerreiter, der beschleicht eigene, auch einsame Wege
Ein Feuerreiter, der nur tut, was er als richtig anerkennt
Ein Feuerreiter, schöpferisch, keinesfalls zerstörerisch

Sei ein Feuerleben, beredsam wie aus gesammeltem Nußbaumholz geschlagen;
unbeugsam!
Die eigenkehlige Stimme vertraut es mir an:
Sei dein eigener Betreuer, fieberhaft
Sei Leidenschaft, geisterhaft
Sei ein Feuerleben





Die Mythischen Geliebten

Die mythischen Geliebten tragen den Mundtau ihres in Jahrtausenden ergründeten Gefährten als immer wache Erinnerung an ihren Gaumen;
gewiß sind sie sich in der minniglichen Berührung ihrer Sinne,
unwesentlich welche Entfernung sie trennt,
da sie die Weiten der Gezeiten bewohnen,
immer erneuert sich ihre Anziehung im gemeinsamen Raum
verschmelzender Seelen, im Wachen wie im träumerischen Schlaf.

Ohne Unterschied sind sie vom Odem der Liebe erfüllt,
da ihre Körper wie ihr Sein
labend durchleuchtet sind
vom inwendigen Schimmer des Lebens,
der sich ihnen entfacht zeigt in jeglicher Ader;
und wesensgleich ist das ihnen angehörende Gehirngezweig,
darin jede Windung einen ihrer stolzen Gänge und Küsse birgt.

Ebenso leuchtend ist ihnen das nämliche Wissen,
welches sie sich mild lächelnd in die Ohrmuscheln raunen,
eine kühn gewahrte Gegenwart,
was besagt, daß die selbe Kraft, die eine Wunde heilend schließt,
hinter jedem Wunder wirkt.
So ist die Liebe ihre eingeborene Welterkennung.
Stolze Blicke, darin Pupillen kosmische Tiefe fassen,
künden, daß jedes Licht aus dem Schoß des Dunkels geboren wird.
Sie sind die Träger des Feuers und gießen es in ihre auflohenden Gesänge
voller Selbstbestimmung zur gegenseitigen Liebesbezeugung.

Sie durchglühen als ewiger Lebensatem die Welt,
die sie in ihrer tanzenden Umarmung hält;
so sind sie als ewige Bewegung
in allen Dingen und Erscheinungen diese Liebkosung.

Wer ahnte ihre machtvoll sanften Antlitze nicht in Dunkelheit und Licht,
unter dem dämmrigen Firmament aller Himmelsrichtungen der lebendigen Sicht
und auf dem Grund des eigenen Angesichtes, zart wie Nebelgespinst?

Ebenso insgeheim sind sie von unsteter Witterung in unvergänglich-schroffen Felsen gestaltbildend gezeichnet als die wahren Helden des Seins.
Freyheit ist ihr angestammter Name in weiblicher wie in männlicher Form;
so sind sie als ewiges Liebespaar die vanenhaften Geliebten allen Lebens.

Ich schaue die Lava des Erdinneren als ihr wundschließendes Blut,
schmecke sie als Morgenröte, die immerjungen Küße der mythischen Geliebten taubefangen auch auf meinen Lippen!

So rufen sie mich durch die Elemente und durch das Mark meines Gebeins
wie ein machtvoll-lieblicher Schwingenflug, ein Flügelschlag;
sich vereinend durch fernste Gefilde
wollen sie auf ihrem Umzug zueinander streben;
mit uns, in uns durch die Liebe sein, die wir miteinander leben!



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HINTERGRUND-INFORMATION ZUM GEDICHTBAND

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"GESANGESFEUER"

Gedichtband von Alexander A. Gronau, 160 Seiten; 20,95 Eur.

Buch im Großformat, mit rotgoldenem Kopfschnitt manufakturgefertigt
und vom Autor signiert. Alle Rechte vorbehalten.


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